Radaue Bleibt! Demonstration für alternative Wohnformen in Jena

Jena. Mit einer schwungvollen Demonstration protestierten heute 200 Menschen, sowie zahlreiche Lastwägen, Kinder und Hunde gegen das Ende des Wagenplatzes „Radaue!“ in der Innenstadt. Nachdem sich die Aktivist*Innen am Inselplatz, vor dem mittlerweile besetzten Hausprojekt „Insel“ gesammelt hatten, bewegte sich die Demo kreuz und quer durch die Jenaer Innenstadt. Die Demonstration endete am frühen Abend am Holzmarkt.

Die Demo war voller kreativer Protestformen und detailverliebt vorbereitet. So gab es neben rollenden Feuertonnen, sogar eine mobile Badewanne mit echten Feuer, welche verschiedene Aktivist*Innen für ein entspanntes mobiles Spa im Laufe der Demonstration nutzten. Auch zahlreiche Modellbauwägen begleiteten den Demozug. Für Unterhaltung sorgte auch ein fahrender Tischkicker.

In diversen Redebeiträgen wurden die Kämpfe um alternative Wohnformen, die Gentrifizierung der Stadt, die Rechte von Geflüchteten, sowie diverse Solidaritätsnoten anderer Wagenplätze und Projekte vorgetragen.

Die Demonstration wurde nicht nur von regionalen Aktivist*innen getragen, sondern auch verschiedene Menschen aus Eisenberg, Leipzig, Halle, Freiburg, Würzburg und Nürnberg fanden ihren Weg in die Saalestadt.

Der Wagenplatz Radaue wurde vor einem Jahr vom Oberbürgermeister der Stadt geduldet. Dieser Duldung ging ein 3 jähriger Vorverhandlungsmarathon mit verschiedenen Institutionen der Stadt einher. Eigentlich wurde den BewohnerInnen versprochen, im Laufe der Duldung, eine Bleibe zu organisieren. Dies passierte jedoch nicht und nach antiziganistischen Forderungen des Ortsteilrates (http://jena.thueringer-allgemeine.de/web/jena/startseite/detail/-/specific/Konfliktbeladenes-Anderswohnen-in-Jena-Wagenplatz-muss-geraeumt-werden-255889388) endet die Duldung am 28. Februar. Wie es danach weiter geht ist unklar.

Neben Demonstrationen und einer Kundgebung nehmen die Bewohner*Innen der Radaue auch den Weg durch die Institutionen in Kauf. Vor einer Woche wurde ein Bürgerantrag mit mehr als 300 Unterschriften in den Stadtrat eingebracht. Dieser soll den Stadtrat dazu auffordern sich mit der Radaue auseinanderzusetzen und eine Lösung zu finden. Außerdem wurde eine Petition an die Stadt gerichtet. Ziel ist sowohl temporär eine Verlängerung der Duldung zu erreichen, als auch eine dauerhafte legalisierte Form des alternativen Wohnens in Jena zu ermöglichen.

Auch wenn das Thema sehr ernst ist und die Radau*Innen in 18 Tagen den Platz räumen sollen, war die Stimmung ausgelassen und entspannt. Zahlreiche Schaulustige beobachteten die Demo zunächst skeptisch und wurden über Flyer und Lautsprecherdurchsagen über die Situation der Bewohner*Innen informiert.