Kein Platz in Jena, auch nicht in Winzerla

Trotz einer Mobilisierungszeit von nur zwei Tagen gelang Jenaer Antifaschistinnen und Antifaschisten eine starke Demonstration: Faschisten sind in Jena nirgendwo willkommen.

In Winzerla zeigten am Samstag zwischen 100 und 150 Menschen den zehn angereisten Demagogen um M. Fischer, dass sie auch hier nicht erwünscht sind.

Mit einer äußerst kurzfristigen Anmeldung für eine Kundgebung hatte der bekannte Nationalist versucht doch noch in Jena Fuß zu fassen, trotz der herben Abfuhr für Thügida am 09.November.

Die starke Präsenz der Nazigegner machte dem einen Strich durch die Rechnung. Doch eins ist auch klar: Faschisten verschwinden nicht von alleine. Wir müssen uns der Frage stellen, wie wir ihrer Hetze langfristig den Boden entziehen.

Wie schreibe ich ein Gedächtnisprotokoll?

Falls ihr am 9.11.2016 oder zu anderen Gelegenheiten Polizeistress hattet und mindestens eure Personalien aufgenommen wurden oder ihr von den Bullen verletzt wurdet, dann empfehlen wir euch dringend, so zeitnah wie möglich ein Gedächtnisprotokoll zu schreiben. Das erleichtert euch, eurer Bezugs- und/oder Antirepressionsgruppe bzw. Rechtsanwält_in den Umgang mit einem Strafverfahren um Einiges! Die Rote Hilfe [...]

Aufruf: Rechte Kundgebung in Winzerla verhindern

Der thüringenweit bekannte Nazi Michael Fischer hat für diesen Samstag, den 12.11.16, im Zeitraum von 14 Uhr bis 15 Uhr eine Kundgebung in Jena-Winzerla angemeldet. Der Titel der Kundgebung lautet: „HEIMAT erhalten – FAMILIEN fördern – ZUKUNFT gestalten!“
Die Versammlung soll vor dem WIN Center stattfinden. Als Kundgebungsmittel sind Fahnen, Transparente, ein Infozelt, verschiedene Redner, Flugblätter, eine Lautsprecheranlage und ein Lautsprecherwagen angemeldet.
Der bekannte Schläger Michael Fischer ist seit Jahren aus dem Weimarer Land heraus in ganz Thüringen aktiv. Er organisiert die gewaltätige Gruppierung „Autonomen Nationalisten Weimarer Land“ und ist inzwischen Funktionär der Partei Die Rechte.
Als Anlaufpunkt für alle, die ihren Protest gegen die faschistischen Umtriebe von Michael Fischer ausdrücken wollen, gibt es eine angemeldete Kundgebung des Jenaer Bundestagsabgeordneten Ralph Lenkert (PdL). Die Versammlung startet um 13:30 Uhr am WIN Center in unmittelbarer Nähe der Kundgebung von Fischer.

Wie auch am 09. November gilt für uns:

  • Wir wollen keine national befreiten Zonen!
  • Wir wollen keinen Hass gegen Geflüchtete, keine Gewalt gegen GewerkschafterInnen
  • Wir wollen gemeinsam für unsere sozialen Rechte kämpfen
  • Wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen, wir sind solidarisch!

Ein erster Schritt dazu ist der massenhafte Protest gegen jeden Versuch der Faschisten, ihre menschenverachtende Propaganda in die Öffentlichkeit zu bringen. Kommt alle am 12. November nach Winzerla.

Soli-Brunch für die Gothaer Drei

Sonntag, 27. Nov., 12 bis 16 Uhr im Kiez-Wohnzimmer (Jena) Wir kümmern uns um vegane und vegetarische Fressa­lien, Kaffee und Säfte. Spendenvorschlag 5 Euro. Wer sonst noch was mitbringen möchte, kann das gerne tun. Mit den Einnahmen möchten wir die Spende wieder reinholen, die wir im September der Gothaer „Free the Three“-Soligruppe ausgelegt haben. Mehr […]

Egal wie alt, egal wie verletzt

Der Thüringer Ermittlungsausschuss begleitete die Gegenaktivitäten zum Fackelmarsch der Thügida-Nazis am 9. November in Jena. Der Einsatz der Polizei war mal wieder bemerkenswert. Weder wurde rechtskonform mit der Gewahrsamnahme von Minderjährigen umgegangen, noch wurde Rücksicht auf teils leichte, teils schwerere Verletzungen genommen, die die Betroffenen bei den Maßnahmen erlitten haben. Die (meistens jugendlichen) Menschen, die [...]

Redebeitrag der AAJ am 09. November

Wir möchten mit einer positiven Nachricht beginnen: Kolleginnen und Kollegen der Uni Jena haben in einer großen Umfrage hier bei uns in Ostthüringen festgestellt:

  • Die Mehrheit der Menschen in Ostthüringen sind keine Rassisten.
  • Die Mehrheit der Menschen in Ostthüringen haben verstanden, dass die Geflüchteten von Not und Krieg vertrieben werden, und unsere Hilfe und Solidarität brauchen.
  • Die Mehrheit der Menschen hier bei uns ist bereit, Gastfreundschaft und Humanität zu zeigen.

Doch wie agieren Politik, Verwaltung und Justiz in Ostthüringen?

Justiz und Verwaltung tolerieren Faschisten! Die zaghaften Verbotsversuche der Stadt werden dabei vom Verwaltungsgericht in Gera sofort wieder einkassiert. Obwohl der personelle und inhaltliche Bezug der Thügida-Organisatoren zum deutschen Faschismus eindeutig belegbar ist, folgt das Gericht den Anwälten der Neofaschisten.

Doch selbst mit diesem Gerichtsurteil ergeben sich noch viele Möglichkeiten für die Jenaer Versammlungsbehörden, um dem Protest gegen die Nazis Raum zu geben. Was aber passiert stattdessen?

  • Die Ordnungsbehörden der Stadt Jena und die dem Thüringer Innenministerium unterstellte Polizei nutzen rohe Gewalt, um den Faschisten ihre Aufmärsche zu ermöglichen.
  • Ganze Stadtteile werden unter Ausnahmerecht gestellt.
  • Versuche des friedlichen Protests, z.B. durch Sitzblockaden wurden in der Vergangenheit mit Hundebissen, Schlagstöcken, Tritten und Schlägen und dem exzessiven Einsatz von Pfefferspray brutal unterbunden.

Zur Geschichte der Reichspogromnacht im November 1938

Festzuhalten gilt: Die Progrome waren kein spontaner Ausbruch, sondern sie waren gezielt vorbereitet und geplant. Es seien nur einige Daten genannt:

  • 1933 Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes
  • 1935 die Nürnberger Rassegesetze
  • 1938 die Reichsprogromnacht

Sie bilden wichtige Etappen des systematischen Staatsumbaus im faschistischen Deutschland ab, das am 1. September 1939 den 2. Weltkrieg beginnen sollte.

Die Reichspogromnacht hatte zum Einen das Ziel, die Bevölkerung gegen eine bestimmte Bevölkerungsgruppe aufzustacheln, die seit Jahrzehnten schon massiv unterdrückt wurde. Diese weitere Verrohung diente unter anderem der Kriegsvorbereitung. Doch es waren im Allgemeinen nicht die ArbeiterInnen, die sich am Vermögen der enteigneten Juden bedienten!

Stattdessen wurde für zahlreiche kleine und große Kapitalisten eine günstige Möglichkeit der Bereicherung geschaffen, indem sie sich die letzten verbliebenen jüdischen Geschäfte einverleiben konnten. Aber auch die faschistische Reichsregierung selber konfiszierte zahlreiche Vermögen, um die steigende Verschuldung für die Aufrüstung der Wehrmacht auszugleichen.

Thügida behauptet, heute an den Fall der Mauer im November 1989 zu gedenken. Doch welcher Aspekt steht bei Ihnen im Vordergrund?

Wir erinnern uns: nach dem Fall der Mauer strömten zahlreiche Faschisten aus dem Westen in die DDR und begannen NPD, Republikaner und Kameradschaften aufzubauen. Die zahlreichen Reichskriegsflaggen auf den Demonstrationen in Leipzig waren nicht in der DDR hergestellt worden. Auch der gezielte und staatlich unterstützte Aufbau neofaschistischer Terrorgruppen, wie den NSU sind hier zu nennen.

Wir erinnern uns – im Zuge des ansteigenden Nationalismus und der Stimmungsmache von Medien und Regierung gegen Asylsuchende kam es zu den Pogromen in Hoyerswerda oder Rostock im Osten, aber auch zu den grausamen Morden im Westen wie in Mölln und Solingen. Daran wollen Organisatoren und Mitläufer von Thügida anknüpfen. Sie wollen das Konzept der „national befreiten Zonen“ wiederbeleben.

Die soziale Demagogie von Thügida, AfD oder Dritter Weg wird für Teile der Gesellschaft immer anschlussfähiger.

Aber: Echte Erfahrung von Widerstand gegen die Profiteure von Niedriglohn und Arbeitshetze gibt es allerdings nicht durch Angriffe auf Flüchtlinge oder sogenannte Linke.

Ja es gibt die realen Probleme, wie:

  • Arbeitszeitverlängerung, steigender Leistungsdruck, Befristung
  • Jederzeit verfügbar sein zu müssen – und wenn gerade nichts zu tun ist, dann spontan nach Hause geschickt zu werden
  • die Missachtung von Arbeitsschutz oder Arbeitszeitgesetzen, ohne dass die Justiz sich darum kümmert

Aber wem nützt es denn, wenn die Leute in Niedriglohn gegen die Flüchtlinge aufgehetzt werden? Wem nützt es, wenn Arbeitslose über Flüchtlinge schimpfen, statt ihre Würde vor dem Amt oder bei den großen Firmen einzufordern?

Der deutsche Staat kann sich so z.B. ungehindert von breitem Protest als drittgrößter Waffenexporteur der Welt etablieren und Kriege im Interesse der deutschen Banken und Konzerne führen.

Wie soll sich das ändern?

Tariflöhne, Mitbestimmung bei der Arbeitszeit, unbefristete Arbeitsverträge…so etwas gibt es nicht mit den Nazis, sondern nur mit starken Gewerkschaften und Belegschaften, die sich der Spaltung in Leiharbeiter, Werkvertragler und Kernbelegschaft widersetzen.

Doch gerade Gewerkschaften werden von den Nazis angegriffen. Das haben in den letzten Jahren die Übergriffe auf Gewerkschaftsveranstaltungen am 1.Mai gezeigt.

Dabei ist die AfD auch nur die andere Seite derselben Medaille, wenn sie z.B. die Abschaffung des Mindestlohns fordert oder die Arbeitszeit möglichst individuell und flexibel für Unternehmen gestalten will. Sie fordert damit faktisch die die Aufhebung des 8 Stundenarbeitstages.

Und auch wenn die Afd aus wahltaktischen Gründen einige ihrer asozialsten Forderungen aus den Wahlprogrammen gestrichen hat so gilt doch immer noch: Wenn Arbeitslose und Niedriglöhner AfD wählen, stimmen sie für eine Verschärfung ihrer eigenen Situation.

Was wollen wir?

  • Wir wollen keine national befreiten Zonen!
  • Wir wollen keinen Hass gegen Geflüchtete, keine Gewalt gegen GewerkschafterInnen
  • Wir wollen gemeinsam für unsere sozialen Rechte kämpfen
  • Wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen, wir sind solidarisch!

Ein erster Schritt dazu ist der massenhafte Protest gegen jeden Versuch der Faschisten, ihre menschenverachtende Propaganda in die Öffentlichkeit zu bringen.

Noch besser ist es, sie gar nicht erst durch unsere Stadt laufen zu lassen. Gemeinsam mit dem Aktionsnetzwerk Jena rufen wir deshalb auf, mit friedlichen Blockaden unser Recht auf Widerstand zu nutzen.

Dabei stellen wir klar: Unser Gegner ist nicht die Polizei! Wir sind aber auch nicht bereit, den Vorstellungen einiger Herren aus Justiz und Verwaltung zu folgen, die unseren Protest gerne an das andere Ende der Stadt verbannen wollen. Wir wollen keine Naziaufmärsche in Jena. Nicht heute und nicht in Zukunft!

Wir fordern die Landesregierung und die Stadt Jena auf, ihre Angriffe auf den antifaschistischen Protest tausender JenaerInnen und Jenenser zu unterlassen.

Wir fragen Euch deshalb hier vor Ort:

  • Wollen wir die Faschos durch Jena marschieren lassen?
  • Wollen wir das soziale Demagogie und Hetze gegen Migranten, Geflüchtete und Andersdenke noch mehr zum Alltag werden?
  • Wollen wir „national befreite Zonen“?
  • Wollen wir Übergriffe und Pogrome?

Wir sagen laut und machen deutlich: Nein, das wollen wir nicht! Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda!

Pressemitteilung: Scharfe Kritik am Vorgehen der Stadt am 09.11.2016

+++ 1.500 Teilnehmer bei Protesten gegen neofaschistischen »Thügida«-Aufmarsch in Jena +++ Nur 80 Teilnehmer bei »Thügida«-Aufzug +++ Antifaschisten üben scharfe Kritik am Vorgehen der Stadt +++

Etwa 1.500 Neonazi-Gegner haben sich am Mittwochabend an den Protesten gegen den zweiten Aufmarsch der neofaschistischen »Thügida«-Bewegung durch das Jenaer Damenviertel beteiligt. Der Protest war vielfältig und reichte von Gedenkveranstaltungen, Kundgebungen und Demonstrationen bis zu kreativen Straßenaktionen. Jana Semmler, Sprecherin der Antifaschistischen Aktion Jena (AAJ), zieht ein insgesamt positives Fazit: »Die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Jena haben erneut klargemacht, dass Neofaschisten hier nichts zu suchen haben. Vor allem die Bewohner des Damenviertels haben wieder ein klares Zeichen gesetzt.« Bereits am 17. August war »Thügida« durch das Viertel gezogen und auf breite Ablehnung gestoßen.

Mit nur rund 80 Besuchern hat sich die Teilnehmerzahl des neofaschistischen Aufzugs gegenüber dem 17. August (ca. 170 Neofaschisten) mehr als halbiert. Das zeigt, dass die von »Thügida«-Frontmann David Köckert verfolgte Provokationsstrategie nicht aufgeht: »Es gibt hier für ›Thügida‹ nichts zu holen, und darum bleiben Köckert langsam die Leute weg«, erklärt Semmler die drastisch gesunkene Teilnehmerzahl. »Klar, dass Köckert seinen Aufmarsch jetzt als Erfolg verkaufen muss. Eine mehr als halbierte Teilnehmerzahl spricht jedoch eine deutliche Sprache!«

Scharfe Kritik übt die AAJ-Sprecherin indes am Vorgehen von Polizei, Stadt und Justiz: »Die Stadt Jena hat heute alles daran gesetzt, den Neofaschisten einen Aufmarsch am geschichtsträchtigen 9. November zu ermöglichen«, so Semmler. Bereits seit Montag waren entlang der Demonstrationsroute etwa verdachtsunabhängige Kontrollen durchgeführt und als vermeintliche Nazi-Gegner ausgemachte Passanten unter Verdacht gestellt worden. Auch im August standen Polizei und Stadtverwaltung bereits massiv für die Kriminalisierung zivilgesellschaftlicher Proteste in der Kritik. »Die Stadt Jena scheint sich mittlerweile mehr um das Gelingen der ›Thügida‹-Aufmärsche zu sorgen als um ihre Zivilgesellschaft!«, resümiert Semmler die Erfahrungen der letzten Monate.

Die AAJ-Sprecherin kritisiert vor allem das enorme Polizeiaufgebot, das Auffahren von Wasserwerfern und den Einsatz von Schlagstöcken, Pfefferspray und Hunden gegen Nazi-Gegner: »Wer am Jahrestag der Reichspogromnacht Schlagstöcke und Pfefferspray gegen Antifaschisten einsetzt, muss sich fragen, welches Signal er damit aussenden will«, so Semmler. Auch die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts in Weimar, den »Thügida«-Aufzug am 9. November stattfinden zu lassen, sorgt bei der AAJ für Verwunderung. »Köckert und seine Gefolgschaft machen aus ihrer neonazistischen Gesinnung keinen Hehl. Die Entscheidung der Gerichte für einen ›Thügida‹-Aufmarsch am 9. November war blanker Hohn und ein Schlag ins Gesicht aller zivilgesellschaftlichen Kräfte«, kommentiert Semmler die Entscheidungen.

Die AAJ sieht nun vor allem zivilgesellschaftliche und antifaschistische Kräfte in der Pflicht: »Auf die lokale Politik ist hier offensichtlich kein Verlass. Wir müssen den Kampf gegen die Neonazis selber in die Hand nehmen«, so Semmler. »Wenn rechte Aufmärsche hier keine Normalität werden sollen, brauchen wir hier in Jena eine Diskussion über Strategien und Konzepte des Protests.«

Zu einer ersten Auswertung des Demonstrationsgeschehens läd die AAJ alle Interessierten zu einem Nachbereitungstreffen am 14.11., um 18 Uhr, in den Freitraum, Carl-Zeiss-Str. 3 ein. Am 15.11. findet um 18 Uhr im AWO-Mehrgenerationenhaus in der Rudolf-Breitscheid-Str. 2 ein Filmabend (Der Tatortreiniger) mit anschließender Diskussion statt.

Findet Lücken

Am 09.11. will Thügida erneut mit Fackeln durch die Stadt ziehen, dem Jahrestag der Reichspogromnacht 1938. Dabei soll angeblich an den Fall der Berliner Mauer erinnert werden, nach dem Hitlergeburtstag und dem Hess-Todestag ist aber wieder ein klarer Bezug zum deutschen Faschismus erkennbar.

Dieser Tag steht für die Verfolgung, Entrechtung, Ausbeutung und Vernichtung der Juden im Faschismus. Tügida setzt neben offenem Islamhass auf Antisemitismus, mit Plaka-
ten und lauten Sprechchören hetzen sie gegen Juden.
Faschistische Bewegungen wenden Hass, wirtschaftliche Ängste und Frustration aus politischer Machtlosigkeit gegen Minderheiten. Grundlegenden Probleme wie Arbeitslosigkeit, Leistungsdruck, Armut, Ausgrenzung, Kriege, … werden verschleiert.

Am 17.08. haben Anwohner des Damenviertels gegen den Fackelmarsch zum Todestag von Rudolf Hess protestiert. Mit zahlreichen Fotoaufnahmen drohten die Thügida-Anhänger: „Wir haben eure Daten. Wir kommen wieder!“

Wie reagieren Stadt und Polizei darauf? Die Stadt bemüht sich, die Demo auf den 8.11. zu verlegen. Was das gegen die Hetze der Thügida ausrichten soll, weiß niemand. Die Polizei ist tatkräftiger: Sie sperrt mit großem Eifer Teile der Stadt ab, erkämpft die Umsetzung der Thügida-Demo mit strategischen Mitteln, Pfefferspray und Knüppeln gegen zivilen Ungehorsam. Demokratischer Widerstand und Protest der Anwohner des Damenviertels soll durch die Polizei eingeschüchtert werden. Unter dem Deckmantel der Demokratie schützten Stadt und Polizei antidemokratische Faschisten. Das machen wir nicht mit!
Wir rufen alle Bewohner Jenas auf, sich am 09.11. um 16 Uhr zusammen mit uns und dem Damenviertel den Faschisten entgegenzustellen. Treffpunkt ist der Nollendorfer Platz.

Im Kampf gegen den Faschismus ist kein Verlass auf Polizei und Stadt, wir müssen
uns selbst organisieren! Kommt daher zum Nachbereitungstreffen am 14.11. in der Carl Zeisstr. 3 im Freitraum, um Erfahrungen und Ideen dafür auszutauschen.

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Verkürzte Sprechstunde am 09.11. !

Am kommenden Mittwoch, dem 09.11., findet die Sprechstunde nur von 20.00 bis 21.00 Uhr statt! Wer ein dringliches Anliegen hat und da nicht kann: Schreibt einfach eine Mail an jena@rote-hilfe.de (PGP-Key)

Because we are friends – Solidarität mit den drei Gothaer Antifaschisten!

In Gotha kam es in der Nacht vom 8. auf den 9. September zu einer Belagerung des Hausprojekts Ju.w.e.l. e.V. durch Polizei und Feuerwehr, bei der es um die Suche nach vermeintlichen Straftäter_innen ging. Stadtbekannte Nazis hatten zuvor verschiedenste Vorwürfe erhoben. Als mehrere Personen das Haus verließen, um einer Stürmung zuvorzukommen, wurden fünf von ihnen [...]

HEY! Sie da!

Na, wer hat sofort gewusst, wer da spricht? Ein bisschen Demoerfahrung gehört dazu. Oder gerade die Nicht-Demo-Erfahrung, die Teilnahme an gemeinschaftlichen Aktionen am Rande des Versammlungsrechts1. Frau geht von A2 nach B3 und irgendwo hinter ihr brüllt dann wer. Oder man trägt Kleidung, die vorwiegend von Straftätern getragen wird4 und geht einfach nur nach Hause.
Ganz ähnlich verfährt DAS AMT. Mit hoheitlicher Gleichgültigkeit begegnet es den – beschönigend Kunden genannten – Bittstellern5, mal mehr, mal weniger offen.

Aber nicht allen ist es gegeben, solcherart Erfahrungen zu machen. Mal ist frau da aktiv, wo die Polizei gerade nicht ist, mal befindet man sich noch in Studium oder Ausbildung. Für all jene, die bisher auf das hoheitliche Auftreten von (zuweilen selbsterklärten) Amtsträgern verzichten mussten, haben wir eine Art Live Show aufgetan, die besuchen kann, wer an neuen Erfahrungen interessiert ist.
Wir präsentieren:

Das UmsonstHaus

Das UmsonstHaus ist der umgezogene Umsonstladen vom Markt (in Jena), nun in der ehemaligen Feuerwache untergebracht. Zum Finden folge frau den „Polizei“-Schildern, drehe sich, dort angekommen, um 45 Grad zum Haupteingang (stadteinwärts) und, tadaaa, da ist es. Erkennbar an riesigen Rolltoren, aber der Eingang geht über den Hof (Öffnungszeiten über MobB e.V.). Neu ist die sogenannte Kleiderkammer6.
Nun kann es passieren, dass man (vorerst) nicht eingelassen wird, weil schon zu viele Leute drin sind. Zu viele Leute = Ü15. Das hat mit dem Brandschutz zu tun. Zugegeben, es scheint derzeit keinen Festnetzanschluss zu geben, mit dem sich die Feuerwehr anrufen ließe. Im Zweifelsfall aber hätte man nur ca. 30 Meter zurückzulegen, um in der Leitstelle (!) anzuklopfen und das Problem zu schildern. Vermutlich hätte die Feuerwehr sogar ein zusätzliches eigenes Interesse daran, schnell einzugreifen, denn „Feuerwache abgebrannt“ klingt ziemlich doof.
Hat man es aber geschafft, darf man fast so lange bleiben, wie man mag. Manchmal kommt jemand vorbei, um zu zählen. Wenn bisher alles glatt gelaufen ist, musst du später wieder kommen. Die Live Show gibt es nicht immer, nur in etwa zwei Drittel der Fälle.
Dann aber so richtig. Wirklich gut klappt sie, wenn bereits auf dem Hof die wichtigen handelnden Personen anwesend sind. „Wo wolln Sie‘dn hin?“ heißt es gleich zur Begrüßung. Also: wirklich zur Begrüßung. Kein „Hallo“ davor. Schon an der Stelle kann die erfahrene Person vermuten: Ah! Hier findet gerade eine polizeiliche Maßnahme statt. Aber weit gefehlt, wir befinden uns in der KSK-Live-Show.
Geht der Besucher einfach so weiter, geübt darin, unhöfliche und indiskrete Ansprachen einfach aus dem eigenen Wahrnehmungshorizont auszublenden, geschieht, was geschehen muss. Er wird verfolgt.
Treppen, Türen, verwinkelte Räume, alles kein Problem. Die Verfolgerin weiß sich im Recht und nimmt jede Hürde, bis sie die Person stellen kann, die jede Auskunft verweigert. Ganz großes Kino.
Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten, weiter zu verfahren:
1. Sei Nummer 15 (getestet)
Bleib einfach so lange, bis jemand darauf hinweist, dass du schon lange da bist und doch bitte anderen Platz machen sollst.
2. Komm wieder (getestet)
Nimm etwas mit (außer Bücher, die zählen nicht) und komme zeitnah zurück. Hast du Glück und stehst dann in der Schlange der Ü15, weist dich (mit noch etwas mehr Glück) jemand darauf hin, dass du ja (gestern, heute, vorhin) schon da gewesen seist. Dann musst du ans Ende der Schlange der Ü15.
3. Kenne jemanden oder habe ein technisches Problem (getestet)
Die Treppe rauf geradeaus ist das Headquarter der Leute, die gerade Dienst schieben7. Kennst du jemanden davon und gehst du in den Raum, bist du automatisch weg. Weg aus der „Zählung der 15″. Denn der Raum zählt nicht.
Hast du ein technisches Gerät abzugeben, das aber leider beschädigt ist, kann du auch in den Raum. Dann sprichst du jemanden an und sagt, dass hier doch auch Dinge repariert werden und an dem Schallplattenspieler nur die Nadel auszutauschen wäre oder an der Lampe nur das Kabel defekt ist. Und schon… zählst du nicht mehr.
4. Trete selbst amtlich auf (Felduntersuchung fehlt)
Sei der Bürgerrechtler, die Brandschutzinspektorin,… Und drehe den Spieß um.

Du hast bis hier her gelesen? Wie war die Sprache? Zu kompliziert? Zu einfach? Die Kolumnistin geht davon aus, dass du mindestens seit 8 Jahren deutsch sprichst (Lernphase ausgenommen, wirklich sprechen). Nun stell dir vor: Das trifft nicht auf dich zu (wie auf einen nennenswerten Teil der UmsonstHausbescucher^innen). Du hast erst vor einem knappen Jahr angefangen, die Sprache zu lernen, aber weil du dich natürlich mitteilen willst, sprichst du meistens mit Leuten, die – wie du – Tarifit oder Paschtu oder (marokkanisches) Arabisch oder Farsi oder Blin oder Tamazight sprechen. Dein Deutsch ist alles andere als ausgefeilt. Verstehst du die Regeln? Die unausgesprochenen, verzwickten, umständlichen?
Haben unsere Testpersonen der Live-Show sich auch gefragt.

  1. Das ist bildlich gemeint. Real hat das Versammlungsgesetz keinen Rand, neben dem man sein kann, es gilt im gesamten Land. Na gut, die Leute in Kostrzyn nad Odra leben quasi hinter der Grenze des Versammlungsrechts, aber das ist nicht Thema dieses Textes. [zurück]
  2. vor der polizeilichen Absperrung [zurück]
  3. hinter der polizeilichen Absperrung [zurück]
  4. hahnebüchener Unsinn. Wer kommt schon im Brioni-Anzug nur zu Fuß nach Hause? Mit Sixpack? [zurück]
  5. Auch hier: grober Unfug. Die sind natürlich keine Bittsteller, sondern Leute, die einen Rechtsanspruch wahrnehmen. Von solcherart Differenzierung hält DAS AMT natürlich nichts. [zurück]
  6. Kleiderkammer, die [Substantiv, feminin, Gebrauch: besonders Militär (hier abweichend: etwa in „unsere über 800 Kleiderkammern versorgen deutschlandweit zwei Millionen Bedürftige“ (DRK) oder in “ abgegebene Kleidung wird direkt an bedürftige Menschen weitergegeben“ (Wikipedia), nicht (!): Kleiderkammer beim Militär, LH Bundeswehr Bekleidungsgesellschaft („Durch die privatwirtschaftliche Reorganisation der Bekleidungswirtschaft der Bundeswehr sollen bei gesteigerter Qualität die Kosten gesenkt werden.[…] Als 2015 eine Insolvenz der LHBw absehbar wurde, entschied sich die Bundesregierung sie zu übernehmen; dies soll Kosten in Höhe von 91,86 Millionen € verursachen.“ (Quelle: Wikipedia))] [zurück]
  7. Das Vokabular geriet der Kolumnistin an dieser Stelle hanz zufällig ins Militärische. [zurück]

Tagesseminar: Willkommen im Surplus-Proletariat

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Wann: 13. November 2016
Wo: Demokratischer Jugendring Jena (Seidelstr. 21, Jena

Anmeldung bis zum 8. November unter info@falken-jena.de
(Uhrzeit und weitere Details werden per Mail bekanntgegeben)

Seit seinen Anfängen hat sich der Kapitalismus dadurch ausgezeichnet, dass er Menschen überflüssig macht. Die fortschreitende Rationalisierung und Mechanisierung der Produktionsprozesse führte zu einer schwindenden Nachfrage und tendenziellen Entwertung der Ware Arbeitskraft. Die daraus resultierende Not der »Überflüssigen« bildete zwar schon früh einen wesentlichen Anklagepunkt marxistischer Gesellschaftskritik gegen die herrschende Ordnung, heute ist jedoch eine neue Stufe erreicht: Die Mehrzahl der Menschen auf dem Globus versorgt sich nicht mehr selbst, sondern ist auf den Verkauf der Arbeitskraft an andere angewiesen, um über die Runden zu kommen, kurz gesagt die Mehrheit der globalen Bevölkerung besteht aus Proletariern. Die so massenhaft freigesetzte Arbeitskraft weckt jedoch auf Seiten des Kapitals längst keine entsprechenden Begehrlichkeiten mehr, sodass ein Surplus-Proletariat entsteht, das in den letzten Jahren auf vielfältige Weise in das politische Geschehen eingreift: in Form stetig wachsender Migrationsströme von Menschen etwa, die jedoch an ihren Zielorten keine Möglichkeit mehr vorfinden, ihre Arbeitskraft in Wert zu setzen; in Form von Kriegen, die sich zwischen marodierenden Milizen und Gangs abspielen und im Extremfall in failed states münden; in Form neofundamentalistischer Bewegungen, die aus den Fugen geratenen Gesellschaften einen autoritär-moralischen Kitt verpassen und die Habenichtse auf das Jenseits vertrösten; nicht zuletzt aber auch in Form neuartiger, mit überlieferten Vorstellungen von Klassenkampf und Revolution kaum zu fassenden Unruhen, die immer wieder Züge selbstorganisierter Kämpfe annehmen, deren Perspektive aber unklar bleibt.

Ein Tagesseminar der Falken Jena und einem Referenten der Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft

Eichplatz – Reden Sie mit, aber halten sie die Klappe!

Bericht zur 2. öffentlichen Veranstaltung zum Eichplatz-Rahmenplan am 2.9.2016 von Agathe Am 2.9. fand im Volksbad eine öffentliche Veranstaltung zur Neugestaltung und -bebauung des Eichplatzes statt. Die nunmehr drei Varianten für den sogenannten Rahmenplan wurden vom Architekten Albert Speer aus … Continue reading

Info-Veranstaltung zur Repression in Tschechien und Soli-Brunch

Info-Veranstaltung mit der Antifenix-Soligruppe aus Prag Sonntag, 16. Oktober, 18 Uhr im Wohni (Jena) Genoss_innen der Antifenix-Soligruppe berichten aus anderthalb Jahren Soli- und Antirepressions-Arbeit sowie Gefang­en­en-Unterstützung nach dem bisher härtesten Schlag des tschechischen Staats gegen die anar­chis­tische Bewegung, die Fenix-Operation vom April 2015. Mehr Infos siehe weiter unten.   Soli-Brunch für ver­folg­te Anarchist_innen in Tschechien […]

Solidarität mit den Gothaer Drei!

Vom ABC Jena, 11. September 2016 In der Nacht vom 8. zum 9. September haben Bullen und Faschos das Wohn- und Projekthaus Juwel in Gotha belagert und verschiedene Leute festgenommen. Am Tag danach wurden drei Genoss_innen in U-Haft gesteckt. Falls sie es schaffen, die insgesamt 15000€ Kaution zusammen zu kratzen, haben sie Aussicht auf eine […]

Unterstützt die inhaftierte Anarchistin Kara Wild und den Widerstand gegen das französische Arbeitsgesetz!

Seit dem 26. Mai befindet sich die amerikanische Trans-Frau und Anarchistin Kara Wild in Frankreich in Haft. Sie wurde im Zusammenhang mit dem militanten Widerstand gegen das neue französische Arbeitsgesetz festgenommen und in einen Männer-Knast eingebuchtet. Nach seiner aufständischen Phase von März bis Mai 2016 ist der Klassenkampf in Frankreich in eine neue Phase eingetreten. […]

Internationale Solidaritäts-Woche für inhaftierte Anarchist_innen 2016

Aufruf und Beitrag des Anarchistischen Schwarzen Kreuzes (ABC) Jena Als neues Anarchistisches Schwarzes Kreuz (ASK) bzw. Anarchist Black Cross (ABC) Jena wollen wir die Internationale Solidaritätswoche für inhaftierte Anarchist_innen vom 23. bis 30 August 2016 nutzen, um zur Solidarität mit einigen anarchistischen Gefangenen des sozialen Kriegs und zu kommenden Aktionen aufzurufen und auf die Hintergründe […]

Einladung zum Soli-Brunch

Sonntag, 28. August, von 10 bis 14 Uhr im Wohni Aus zwei Gründen wollen wir diesen Sonntag versuchsweise einen ersten Soli-Brunch machen. Erstens wollen wir Geld für eine anarchistische Gruppe in Belgrad/Serbien sammeln, die im September eine größere Veranstaltung gemeinsam mit Genoss_innen aus Griechenland organisieren möchte (mehr Infos vor Ort). Zweitens haben wir mit älteren […]

Verlängerte Sommerpause – Thügida entgegentreten

Leider verlängert sich unsere kurze Sommerpause um ein weiteres Treffen, sodass wir den ganzen August nicht in de Genuss eines Gesprächskreises kommen werden. Die freigewordene Zeit wollen wir natürlich nutzen und uns den Neofaschist*innen von Thügida entegenstellen, die kommenden Mittwoch … Continue reading

Nazis wegtackeln am 17.08

Der Beutel ist voll! Kein Pokestop für Nazis.

Am 17.08. wollen die Nazis von Thügida unter dem Motto „Bezahlten linken Terror beenden“ schon wieder mit Fackeln durch die Jenaer Innenstadt ziehen. Das Datum ist nicht zufällig gewählt. Der 17.08 ist der Todestag von Rudolf Heß – Hitlers Stellvertreter und Nazi-Kultfigur.

Thügida stellt sich so in die Tradition des deutschen Faschismus. Thügida steht für Hass, Gewalt gegen Andersdenkende und eine unsoziale Politik.

ln der Vergangenheit waren es die Nazis die für Terror und Gewalt standen. Allein seit 1990 fielen mindestens 178 Menschen dem rechten Terror zum Opfer. Die Gewalt gegen Geflüchtete, Arbeitslose, alternative Jugendliche, Homosexuelle, Behinderte und Gewerkschafter nimmt zu. Auch in Jena kam es im letzten Jahr zu zahlreichen Übergriffen.

Wenn die Nazis vom „roten Terror“ phantasieren, dann wollen sie damit nur den antifaschistischen Widerstand spalten. Das werden wir nicht zulassen. Ihrer Gewalt begegnen wir mit unserer Solidarität. Wir werden uns den Faschisten entschlossen entgegenstellen und gemeinsam ihren Fackelmarsch verhindern. Komm am 17.08. um 17 Uhr zur roten Fahne auf dem Holzmarkt.

Du warst noch nie auf einer Demo oder willst wissen, was es zu beachten gibt? Komm zum Demotraining am 14.08. um 16 Uhr an der Haltestelle Emil-Wölk- Str., Lobeda-West.

Aber die Nazis zu blockieren wird auf Dauer nicht reichen. Wir wollen verstehen, woher sie kommen und warum ihre Ideologie ein Problem für uns alle ist. Du auch? Dann komm zum offenen Treff am 19.08. im Frei(t)raum (Ernst-Abbe-Platz 3, hinter Cafeteria) um 18 Uhr.

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